Die Personaldirektorin eines internationalen, mittelständischen Unternehmens hat mir berichtet, dass sie so gut wie noch nie eine Führungskraft wegen fachlicher Inkompetenz entlassen habe.
Immer habe es sich bei betrieblichen Trennungen vor allem um mangelnde Sozialkompetenz gehandelt:
„Rechthaberei und Gerangel um Macht und Ansehen waren die Hauptgründe", so die Personaldirektorin. „Soziale Kompetenz wird in den oberen Riegen immer noch vernachlässigt."
Führung ohne Konflikte gibt es nicht, denn schließlich geht es darum, sich durchzusetzen.
Aber die einen machen das auf eine freundliche und verbindliche Art, die anderen dagegen nehmen keine
Rücksicht auf die Befindlichkeiten ihrer Kollegen oder Mitarbeiter.
In seinem Buch „Was für ein Affentheater“ deckt Richard Conniff, Zoologe und Wissenschaftsjournalist, verblüffende Parallelen zwischen menschlichem und tierischem Verhalten auf und erklärt sie aus evolutionsbiologischer Sicht.
Er zeigt auf amüsante Weise, was man aus der Tierwelt für den Arbeitsalltag lernen kann:
Wie Hierarchien funktionieren, wie wichtig Statussymbole sind (Geweih, Pfauenrad, Porsche...), wie Konflikte entstehen und weshalb brutales Durchsetzen der eigenen Interessen nicht unbedingt die eigene Karriere fördert.
Denn beim Aufstieg hilft vor allem Kooperation – zumindest langfristig. Kurzfristig setzt sich der Dominante zwar durch, stürzt aber leichter wieder ab, wenn er kein stabiles Unterstützer-Netzwerk hat...
Auch der Krankenstand in manchen Abteilungen sollte einen nachdenklich machen...Denn Affen wie Menschen macht zum Beispiel ein allzu "despotischer Alpha" eher krank und weniger produktiv, weshalb ein von oben verordneter Druck und ein Klima der Angst in Firmen ausgesprochen hemmend auf Innovation und Loyalität wirken, auch wenn eigentlich das Gegenteil beabsichtigt ist (nämlich Ansporn zu mehr Leistung…).
Anstatt sich auf Sachthemen zu konzentrieren, geht es um die eigenen Befindlichkeiten. In den oberen Etagen finden sich zwar oft "Macher", aber zu wenig "Beziehungsmenschen", die es verstehen, auch andere miteinzubinden und auf das Wohl aller zu achten. Und gerade diese Fähigkeit ist heute in Zeiten des ständigen Wandels umso wichtiger.
"Wenn das Gerangel um die Vormachtstellung im Management Überhand nimmt, geht es irgendwann einfach nicht mehr. Da sieht der eine schon rot, wenn der andere nur um die Ecke biegt. Da hilft dann auch keine Mediation mehr, sondern nur noch konsequente Trennung,“ so die Personalerin.
Ich werde immer wieder mal hinzugerufen, wenn es darum geht, Konflikte zu lösen. Sei es im Team oder zwischen zwei Personen. Nicht nur Konflikte zwischen Führungskraft und Mitarbeitern können durch eine Konfliktmoderation reflektiert und beigelegt werden, auch die viel gefährlicheren Konflikte auf der oberen Ebene können durch Hinzuziehen eines Moderators entschärft werden. Hier ist es besonders wichtig, diese rechtzeitig anzugehen, denn Machtkämpfe können ein ganzes Unternehmen lahm legen.
Wie Bertolt Brecht schon sagte, gehört das Denken zu den größten Vergnügungen der menschlichen Rasse. Nur lässt sich der Verstand durch unser Ego und unsere Emotionen leicht vernebeln.
Aber auch wenn wir dieses "Affentheater" manchmal aus der Ferne belächeln, es steckt einfach noch in uns drin.
Unsere Körperhaltungen, Bemerkungen und Reaktionen sind auch heute noch alte Reflexe auf Bedrohungen. Blöd nur, dass unser genetisches Repertoire für Wälder und Savannen angelegt ist und nicht für Büros und Konferenzräume, denn die letzten 10.000 Jahre, in denen unsere Kultur entstanden ist, haben sich anscheinend noch nicht in den Genen niedergeschlagen.
Verhaltensbiologisch sind wir also noch Affen, nicht nur, wenn wir uns in Wutanfällen als solche beschimpfen.
Und ja, Eifersüchteleien, ungerechte Ressourcenverteilung, mangelndes Zugehörigkeitsgefühl und starre Hierarchien machen es uns oft schwer, uns auf Augenhöhe zu begegnen und bereiten den Boden für viele Konflikte.
Inwiefern kennen Sie das aus Ihrem eigenen Alltag?