"Den größten Fehler,
den man im Leben machen kann,
ist, immer Angst zu haben,
einen Fehler zu machen.“
Dietrich Bonhoeffer
Letztes Mal war die Rede vom Bauchgefühl, auf das wir bei Entscheidungen hören sollten.
Wenn Sie das bei der einen oder anderen größeren Entscheidung ausprobiert haben, ist Ihnen vermutlich dabei auch ein anderes Gefühl begegnet: Die Angst. Bleibt die Frage: „Wie unterscheide ich mein Bauchgefühl von meiner Angst?“
- Das Bauchgefühl sagt mir, ob etwas richtig ist, auch wenn ich dabei Herzflattern bekomme.
- Die Vorstellung von meiner Zukunft macht mich eher glücklich, auch wenn ich Angst dabei verspüre.
Die Angst und unser Verstand sprechen dagegen Warnungen aus und finden jede Menge logischer Gründe, alles vorerst beim Status Quo zu belassen.
Nur ja nicht jetzt springen!
„Wenn dir deine Träume keine Angst machen,
dann sind sie nicht groß genug.“
Anthony Robbins
Natürlich hat das Angstgefühl häufig seine Berechtigung. Angst ist ein uraltes, evolutionäres
„Überlebensprogramm“. Sie hat unseren Vorfahren ihr Überleben in Situationen gesichert, in denen es um Leben und Tod ging. Sonst wären wir alle heute nicht hier. Und bis heute ist uns das
natürliche „Warnsystem Angst“ erhalten geblieben.
Allerdings haben wir es heutzutage meistens mit anderen Situationen zu tun als unsere Vorfahren:
Unsere modernen Ängste drehen sich normalerweise eher um das Ansehen, den Arbeitsplatz, die Karriere, die Beziehungen oder das Geld.
Und auch heute noch schützt uns die Angst davor, zu draufgängerisch zu sein und gefährliche Dinge zu
unternehmen.
Auf der anderen Seite kann uns unsere Angst auch vollkommen blockieren und uns in unseren Möglichkeiten derart einschränken, dass wir ein Leben
führen, das uns eigentlich unglücklich macht, auch wenn alles „normal“ zu sein scheint.
Denn Angst ist der Hauptmotivator dafür, dass alles beim Alten bleibt.
Wir haben ganz einfach Angst davor, das Gewohnte zu verlieren!
Denn auch in unbefriedigenden Situationen gibt es oft gute und schöne Gewohnheiten oder Selbstverständlichkeiten, an denen wir hängen. Das macht es so schwierig, seinen Job zu kündigen, umzuziehen oder sich zu trennen. Auch wenn wir uns nach „Mehr“ sehnen.
Und hinzu kommt, dass wir immer noch lieber das gewohnte Ungemach ertragen, als uns dem unbekannten Neuen zu stellen – auch wenn das verspricht, sehr viel besser zu sein.
Da warten wir doch lieber noch mal etwas ab, oder?
Wir stehen schließlich an einem Scheideweg und befürchten, die falsche Richtung einzuschlagen, weil diese Entscheidung nicht reversibel zu sein scheint.
Was lässt Sie in Wirklichkeit zögern – gute Gründe oder doch eher Angst?
Also zögen wir die Entscheidung hinaus. (Klar, unser Kopf hat dafür auch gute und logische Gründe). Aber eigentlich haben wir schlicht Angst.
Angst davor,
- einen Fehler zu begehen
- liebgewonnene Gewohnheiten aufzugeben
- von anderen abgelehnt zu werden
- jemanden zu enttäuschen
- nicht zu wissen, was auf uns zukommt
- mit den Konsequenzen nicht fertig zu werden
Sofern es sich um berechtigte Ängste handelt, können wir diese verringern, indem wir Informationen sammeln und konkrete Maßnahmen überlegen, mit der wir die befürchteten Risiken minimieren können.
Wenn es sich aber um diffuse Ängste handelt, die sich mehr auf vage Befürchtungen beziehen und die wir nicht wirklich abschätzen können, wird es schwierig.
Das ist die Angst vor dem Ungewissen. Und sie tritt bei jeder Entscheidung immer wieder auf:
- Sie suggeriert uns, dass wir in körperlicher Gefahr sind, denn unser Herz rast und wir haben weiche Knie
- Sie möchte uns dazu bringen, alles erst nochmal (zum 100. Mal) zu überdenken – Paralyse durch Analyse.
- Sie fragt uns ständig, „Was ist, wenn ich nicht stark genug bin,… nicht gut genug bin,… wenn ich meiner Verantwortung nicht gerecht werde… wenn mich xy deshalb ablehnt….?
- Sie gibt uns das Gefühl, völlig alleine mit dieser Entscheidung zu stehen (obwohl es Experten und wohlwollende Menschen in unserer Umgebung gäbe, die uns unterstützen würden)
In diesen Fällen heißt es: Spür die Angst (vor dem Ungewissen, dem Neuen, dem Unkalkulierbaren, der Ablehnung) und tu es trotzdem!
Verschaffen Sie sich einen Überblick über den inneren Tumult!
Wem das zu gewagt ist, dem rate ich, erst einmal alle Ängste und Befürchtungen aufzuschreiben. Am besten in einer Tabelle mit 3 Spalten:
1. Wovor genau habe ich Angst? …
2. Ist diese Befürchtung so schlimm, dass ich es deswegen nicht tun werde? Ja oder nein?
3. Mit dieser Strategie könnte ich meine Angst /das Risiko
begrenzen:
Solange wir unsere Ängste nicht genauer anschauen, schweben sie nur als diffuse Warnungen in unserem Kopf herum und verhindern jede Entscheidung. Und wie wir bereits wissen, kostet das wahnsinnig viel Energie! Mehr als es ein gewagter Schritt je tun würde...
Das Wundermittel gegen Angst
Es gibt ein Wundermittel gegen diese unkonkreten Entscheidungs-Ängste: Selbstvertrauen und Mut.
Selbstvertrauen bedeutet, dass Sie sich zutrauen, mit allem, was Ihnen im Leben begegnet, fertig zu werden:
- Dass Sie auch nach Krisen wieder aufstehen.
- Dass Sie es nicht jedem recht machen können.
- Dass Sie sich sicher sind, dass Sie es schaffen werden.
- Dass Sie wissen, dass Ihnen nicht allzu viel passieren kann. Weil Sie sich dessen bewusst sind, dass Sie in jedem Moment Ihres Lebens die Zügel selbst in die Hand nehmen können. Und Ihr Leben entsprechend gestalten können.
- Und, dass Sie sich sicher sind, dass Sie auch damit klarkommen, wenn irgendetwas nicht gut funktioniert, Sie einfach Pech haben oder das Schicksal Ihnen dazwischenfunkt.
Denn gerade die Nichtplanbarkeit und der Mut, ohne Garantie auf Erfolg zu handeln, macht das Leben aus!
Scheitern gehört dazu und ist vor allem eins: Eine interessante Erfahrung auf dem Weg zu einer mutigen Persönlichkeit:
- Wer Selbstvertrauen hat, der kann die Ungewissheit, die mit jeder Entscheidung einhergeht, akzeptieren.
- Ein Mensch, der Selbstvertrauen hat, kämpft für seine Ziele und lässt sich nicht aus Angst vor schmerzhaften Konsequenzen die Entscheidungshoheit über sein Leben aus der Hand nehmen.
- Er möchte sein Leben selbst gestalten und sich bewusst für oder gegen etwas entscheiden. Und er wird nicht einfach abwarten und die Entscheidung dem Schicksal oder anderen überlassen.
- Wer Selbstvertrauen hat, der kann sich Fehler eingestehen. Er weiß, dass Fehler und Fehlentscheidungen kein Zeichen von Schwäche sind, sondern begreift das Leben als ein Experiment. Und wenn etwas nicht funktioniert, dann probiert er es – wie ein Wissenschaftler – noch einmal auf eine andere Art und Weise.
Selbstvertrauen stärken
Ein erster Schritt, um Ihr Selbstvertrauen zu stärken ist, sich bewusst zu machen, was Sie eigentlich schon alles geschafft haben:
- Sie haben Ihre Kindheit überlebt
- Sie haben Enttäuschungen und Herzschmerz überlebt
- Sie haben „falsche“ Entscheidungen überlebt
- Sie haben Kritik und Ablehnung überlebt
- …usw.
Wir denken ja auch immer, dass Entscheidungen nicht rückgängig gemacht werden können – aber dem ist nicht so – jedenfalls nicht Hundertprozent. Manche heiraten wieder ihren ersten Partner, werden vom Chef wieder zurück ins Unternehmen geholt, kehren wieder um, fangen noch mal an, …
Die Geschichte der Menschheit ist voll von Entscheidungen, die revidiert worden sind.
Deshalb schauen Sie sich Ihre vergangenen Entscheidungen einmal an:
- Was hat funktioniert – was nicht?
- Wo habe Sie viel dazu gelernt?
- Wie sind Sie mit Fehlern umgegangen?
- Wo würden Sie wieder so handeln? Wo besser aufpassen?
- Was war/ist alles doch noch revidierbar?
Und weil der Ruf des Lebens an uns nie enden wird, stehen wir früher oder später immer wieder vor Entscheidungen, die Wegkreuzungen markieren.
Dann ist es an der Zeit, unsere Komfortzone wieder einmal zu verlassen und die nächste Stufe zu erklimmen.
Fazit
- Stürze dich ins Abenteuer, wage den nächsten Schritt und erlebe, wie großartig das Leben sein kann! Spür dich!
- Nimm der Angst die Macht, in dem du den ersten Schritt auf dein Ziel hin wagst.
- Mute dich und deine Wünsche den anderen zu – sie tun es schließlich auch!