Zeit ist eine seltsame Sache - wir messen sie, aber wir können sie nicht bunkern, eigentlich nicht mal sparen, obwohl uns so viele sogenannte Zeit-Sparmethoden bekannt sind...Sie kennen doch die Geschichte vom kleinen Prinzen von Antoine de Saint Exúpery?
Der kleine Prinz, der den Händler mit den durststillenden Pillen traf? Die Pillen bewirken, dass man keinen Durst mehr hat und dadurch 53 Minuten Zeit in der Woche einspart. Mit der Zeit kann man dann tun, was man möchte. Und der kleine Prinz sagt: "Wenn ich 53 Minuten übrig hätte, würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen gehen".
Ja, warum nehmen wir uns nicht einfach die Zeit, mal ganz gemächlich etwas zu trinken oder zu essen?
In unserem Kulturkreis ist Zeit Geld und wir sind daher immer irgendwie in Hetze - es muss alles schnell gehen, die Kinder zur Schule bringen, einkaufen, noch schnell die Emails bearbeiten, das Meeting schnell vorbereiten, schnell dieses machen, schnell noch hier anrufen, oh Gott, schon so spät...man fällt todmüde ins Bett, um am anderen Tag wieder schnell alles zu erledigen...
Wo ist denn da die Muße geblieben? Das Tagträumen? Das Kreativsein? Hetze und Kreativität schließen sich meist aus. Unsere Gedanken und Gefühle brauchen genügend Zeit, um an die Oberfläche zu kommen, damit wir sie wahrnehmen können. Wenn Sie mit Ihren Kindern spielen, wissen Sie, was ich meine.
Wenn wir nicht immer alles so schnell machen würden und unseren anerzogenen inneren Antreiber mal im Zaume hielten, dann könnten wir viel mehr bemerken, was um uns herum vorgeht, wie schön die Dinge sind, wie es unserem Kollegen geht, was uns unser Partner eigentlich sagen wollte, welche Warnzeichen wir übersehen haben, welche geniale Idee sich da bahnbrechen wollte, aber - keine Zeit...!
Nur im Urlaub gönnen wir uns dann ab und zu mal dieses gemütliche Verweilen in der Taverne und wünschten wir könnten das öfter machen.
Aber wer hält uns denn zurück?
Auch Zeit muss unterschiedliche Qualitäten haben, damit wir sie wahrnehmen und spüren können – sonst verfliegt sie nur in einem fort.
Es muss Tun und Lassen geben, Anstrengung und Pausen, genauso wie Entbehrung und Genuss. Nur Entbehrung würde uns auslaugen. Der Wechsel aber lässt uns die Qualität des gewohnten erst wieder schmecken und genießen.
Zum Glück gibt es in Bayern so viele schöne Biergärten in denen die Muße und der Genuss noch gepflegt werden...:-)